L'allemand dans ton salonLa fontaine : divers

Was ist Erfolg zu zweit?

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Parce qu’il y a surement une présence germanique dans votre arbre généalogique, La Pépinière fusionne deux grandes régions linguistiques suisses et vous propose des articles culturels pour une (re)découverte de l’allemand.

Pour vous, l’allemand, c’est … et c’est à vous de jouer, dans les deux langues ! (Et qu’on ne se préoccupe pas des fautes !) Expliquez-nous votre choix en bref en allemand et ce qui vous a plu, en détail, en français !

Illustrez votre coup de cœur, parlez-nous d’un Renner, Knaller oder Kleinod, les pieds en éventail, confortablement posés sur le fauteuil d’Oma & Opa.

Notre pigeon de la Pépinière tient à son perchoir, mais non le crachoir !

***

Was ist Erfolg zu zweit?

(Teil I, auf Deutsch)

« Drei Tage waren sie hier, und drei Abende hatte er Sabine in die Stadt folgen müssen. Jedesmal auf diese Promenade. Leute beobachten fand sie interessant. War es auch. Aber nicht auszuhalten.» (Ein fliehendes Pferd, S. 11)

« Ils étaient là depuis trois jours, et cela faisait trois soirées qu’il devait accompagner Sabine en ville. Sur cette promenade, à chaque fois. Elle trouvait qu’observer les passants était intéressant. Ça l’était en effet. Mais c’était insupportable. » (Un cheval qui fuit.[1] )

Warum Martin Walser?

Werden Sie auch so … gefühlvoll, wenn sie Pferde sehen? Eine stille, schwebende Kraft geht von ihnen aus. Für mich stehen sie für das, was wir mit Schwung, Enthusiasmus, gelassener Energie meinen. Und so stach der Titel dieses Buches mir ins Auge. Ein fliehendes Pferd, was könnte das alles es bedeuten: ein Lob an das vierbeinige Tier? Eine verführerische Anspielung, da das Pferd in der Malerei – wenn man sich mit Der Nachtmahr von Johann Heinrich Füssli begnügt – auch für eine Figur eines sexuellen Triebes steht? Ein Buch über Eskapismus? Das Pferd könnte natürlich auch den treuen Freund darstellen, der jeden Tag auf einen wartet und beim Öffnen der Stalltüren sieht man seine wartenden, warmen Augen. In diesem Sinne stünde die Fortbewegung des Pferdes im Titel in krassem Gegensatz zur gemütlichen Präsenz des Tieres.

Martin Walser erzählt bewegende Geschichten über Ehen und – das muss man betonen -, er hat ein Gefühl für Titel, auch wenn sie oft schlechte Vorahnungen für Paare und Beziehungen aufkommen lassen. In Zimmerschlacht – das zuerst als Hörspiel 1966 veröffentlicht wird -, wie man es sich vorstellen kann, ist es nämlich nicht besser um das Paar bestellt: Felix und Trude lassen in diesem Theaterstück an einem Abend stark unterdrückte Emotionen zu Tage treten. Illustriert werden die Zitate von Iwan Wagner, der ein sehr feines Auge hat, für die Widersprüche und die Schatten, die jeder in der eignen Seele trägt.

Kurz gesagt:

Martin Walser ist mit Peter Handke und Ingeborg Bachmann ein wesentlicher Vertreter der Gruppe 47, die sich ab dem Sommer 1947 zweimal im Allgäu den Einladungen von Hans Werner Richter folgend traf, um der deutschen Literatur nach dem Krieg einen neuen Schwung zu verleihen. Dem Mitglied Martin Walser ist dies zum Beispiel anhand dieser Geschichte gelungen.

Die Stille, die Wärme und das flache Wasser mit den spitzigen Bergen am Horizont treten auf und so kommen Helmut und Sabine – ein Ehepaar Ende vierzig – seit Jahrzehnten in die wunderschöne Gegend an den Bodensee. Ihr Alltag wird durch das Beobachten der Passanten, langes Spazieren und schliesslich durch Lesen ausgefüllt, was beiden grosses Vergnügen bereitet, bis eines Tages Klaus Buch vor ihnen steht. Ein grosser Wendepunkt, an dem sie feststellen müssen, dass sie doch ein sehr ruhiges Leben führen, das pfefferiger sein könnte. Klaus Buch stellt sich als ein alter Studienfreund Helmuts vor, der sich jedoch leider nicht an ihn erinnern möchte. Und Klaus ist nicht allein. Begleitet von der viel jüngeren Helene haben sie nie genug vom Tag. Sie nehmen sich alles auf eine enthusiastische Art und Weise vor : Sport, Schreiben, Sex, usw.

Helmut, der Behäbige – Klaus, der Dynamische wollen sich (?) beweisen, dass sie es mit ihrem Leben zu zweit am besten geschafft haben und immer noch schaffen, während die Sanduhr pausenlos fliesst. Man fragt sich, inwiefern beide die Panik, dass es bald aufs Ende zugeht, im anderen wiedererkennen und ihm darum aus dem Weg gehen wollen?

Dem Leser wird ein Kontrast zweier Eheschicksale vor Augen geführt, doch gewinnt es an Tiefe, als die Leser Zugang zu Helmuts Gedanken erhalten. Jedes Zögern, die Momente des Zorns, der Unruhe werden dem Leser geliefert und zeigen wie diese Begegnung mit Klaus Helmut entsetzt und verwirrt. Dies als ob er plötzlich gezwungen wäre, seine Routine mit Sabine zu ändern. Doch geht es prinzipiell um die Auseinandersetzung zweier stark unterschiedliche Charaktere. Sie erwarten ganz Verschiedenes vom Leben: Helmut, nicht mehr viel. Klaus: viel zu viel.

« Klaus Buch wies auf die dunkelste Himmelsstelle. Das sei eine Gewitterfront, die liefere ihnen alles, was sie bräuchten. (…) Klaus Buch schrie vor Vergnügen. Helmut dachte, vielleicht ist er wirklich verrückt. Klaus rief Helmut zu, der solle sich auf den Bootskörper setzen.» (Ein fliehendes Pferd, S. 122)

« Klaus Buch attira son attention [=à Helmut] sur la partie la plus sombre du ciel. C’était une tempête qui allait leur fournir tout ce dont ils avaient besoin. Klaus Buch criait de plaisir. Helmut pensa qu’il était peut-être vraiment fou. Klaus héla Helmut ; il devait s’asseoir sur la coque du bateau. » (Un cheval qui fuit)

Manchmal kommt man nicht aus dem Staunen – so stark, kann man einem anderen Menschen erklären wollen, dass was man macht, doch das Beste ist. Und wir lachen, weil Walser uns eine Art Schnelltherapie für Gutes Verhalten kurz vor Weihnachten anbietet.

Laure-Elie Hoegen

Repères temporels : Martin Walser, né en 1927 pas très loin du lac de Constance. Auteur prolifique du Groupe 47 sur le thème des relations maritales, il n’est pas forcément négatif mais critique et donne une touche humoristique aux points sensibles.

Références :

Pour le livre en allemand : Walser, Martin, Ein fliehendes Pferd, Suhrkamp taschenbuch, 1980 [1978]. On trouve une critique plus longue de l’œuvre en allemand, ici.

Pour le livre en français : Walser, Martin, Un cheval qui fuit, traduit par Bernard Kreiss, 1980. Par ici.

Photo : © Dessins d’Iwan Wagner

 

[1] N’ayant que le livre allemand en ma possession, les traductions sont gracieusement proposées par Lucille Badaire Soustelle !

Laure-Elie Hoegen

Nourrir l’imaginaire comme s’il était toujours avide de détours, de retournements, de connaissances. Voici ce qui nourrit Laure-Elie parallèlement à son parcours partagé entre germanistique, dramaturgie et pédagogie. Vite, croisons-nous et causons!

Laisser un commentaire

Votre adresse e-mail ne sera pas publiée. Les champs obligatoires sont indiqués avec *